Sonntag, 28. Oktober 2012

Theodor-Heuss-Gymnasium

»Ein neuer Beginn«

Kurse wählen, Prüfungsfächer festlegen, Punkte sammeln: der Weg zum Abitur ist in allen Oberstufen gleich. Der einzige Unterschied: An einer Integrierten Sekundarschule (ISS) oder an einem Oberstufenzentrum (OSZ) haben die Schüler ein Jahr länger Zeit zur Vorbereitung auf ihr Abitur als an Gymnasien – am Gymnasium sind es zwei an der ISS und am OSZ 3 Jahre.
Aber es gibt eine Ausnahme. Das Theodor-Heuss-Gymnasium in der Quitzowstraße bietet die Möglichkeit an, sich drei Jahre lang intensiv auf das Abitur vorzubereiten. Und das ist nicht der einzige Vorteil, sagt Andrea Beyenbach, die seit 2003 die Schule leitet.

„Wir sind ein Gymnasium, das ausschließlich die Stufen 11-13 anbietet, wir fangen also mit unseren Schülerinnen und Schülern in der 11. Jahrgangsstufe ganz neu an. Aus folgendem Grund: Wenn alle an der gleichen Stelle starten, dann ist für alle alles gleich neu! Die Schüler erhalten die Chance, durch gezielte Förderung in den ersten Monaten Defizite zu kompensieren. Chancengleichheit ist uns wichtig. Schüler, die an den Sekundarschulen gute Leitungen gezeigt haben und die ihre speziellen Neigungen und Fähigkeiten vertiefen wollen, kommen an unsere Schule. Sie können dementsprechend ihre Fächerkombination wählen. Diese Möglichkeiten sind einmalig in Berlin.“

Und es gibt einen weiteren Vorteil, der besonders von den Schülern hervorgehoben wird: „Es bedeutet eine große Chance, in der 11. Jahrgangsstufe noch einmal ganz neu anzufangen. Denn ein Schulwechsel nach der 10. Klasse in eine bestehende Schulgemeinschaft, wie das bei einem Wechsel zu einer Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe bzw. zu einem Gymnasium mit Mittelstufe der Fall wäre, bringt leistungsbehindernde Effekte mit sich. Das bedeutet: An unserer Schule gibt es weniger Konkurrenz mit gymnasialerfahrenen Schülern.“

Gibt es denn eine Konkurrenz mit anderen Schulen oder mit politischen Regelungen? „Natürlich gibt es,  besonders im Zusammenhang mit der Schulstrukturreform, immer wieder Existenzfragen und den Ruf, keine gymnasiale Sonderform mehr zuzulassen. Dagegen kontern wir mit unserer langjährigen Erfahrung: Wir unterrichten eine Schülerschaft, die es eher schwer hat, zum Abitur zu kommen. Seit Jahren haben wir Erfolg damit, die Schwächen der Schüler in Stärken umzuwandeln, damit sie ihr Abitur schaffen. Und wir nutzen diese Erfahrungen für Schwerpunkte in unserem Schulprofil: Es hat sich gezeigt, dass wir die deutsche Sprache als Bildungssprache an unserer Schule fördern müssen. An einem Studientag wurde deshalb gemeinsam beschlossen, diesen Schwerpunkt nicht nur im Unterricht, sondern auch außerhalb des Unterrichts zu setzen: Jeder Schüler in der 11. Klasse führt ein Portfolio, interviewt Menschen mit Migrationshintergrund, die ihren beruflichen Weg gemacht haben. Sie sollen diese Menschen kennen lernen, um aus deren Erfahrungen zu lernen und zu sehen, wie wichtig es ist, deutsch als Bildungssprache zu beherrschen. Aus diesem Grund bauen wir auch eine Theater AG auf.“
„Was wir uns wünschen, ist mehr Unterstützung im psycho-sozialen Bereich. Vielleicht von freien Trägern oder dem Quartiersmanagement? Wir haben keinen Schulsozialarbeiter, diese Stelle steht uns nicht zu. Entweder sind die Jugendlichen etwas zu alt für eine Schulstation oder sie sind schon volljährig. Trotzdem haben sie Probleme, die andere Jugendliche auch haben. Meist ist es aber so, dass die Eltern sich wenig kümmern. Dann versuchen wir Lehrer, diese Schüler aufzufangen und daraus entstehen Vertrauensverhältnisse. Das zeigt sich auch darin, dass oft Lehramtsstudenten für ihre Praktika oder für ihr Referendariat hierher zurückkommen: Sie haben an dieser Schule ein Abitur gemacht mit einem ehrlichen Durchschnitt und zeigen dann oft im Studium herausragende Leistungen. Darauf sind wir stolz.“

Theodor-Heuss-Gymnasium
Quitzow Straße 141,
10559 Berlin
Tel: 030 4690 5340

www.tho-berlin.de

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